Römisches Theater in Mainz – Das größte Bühnentheater nördlich der Alpen
1884 werden beim Eisenbahnbau in Mainz archäologische Funde im Boden entdeckt, die sich bald als ein römisches Theater herausstellen. Heute wissen wir: In Mogontiacum, dem heutigen Mainz, stand ein römisches Theater von beeindruckender Größe. Es ist keine Kampfarena, hier werden Theaterstücke, meist Komödien, aufgeführt. Vermutlich finden an diesem Ort auch große Gedenkfeiern zu Ehren des Stadtgründers Drusus statt.
Über 10.000 Menschen finden auf den Rängen Platz, nördlich der Alpen gibt es kein größeres Bühnentheater. Die Dimension übertrifft die Theater in Arles und Orange, auch Theater in Rom sind selten größer. Aus heutiger Sicht denken wir bei dieser Größe kaum an Theater, eher an große Konzertarenen oder Stadien. Weitere spannende Hintergründe zum Theater gibts im Film und auf den folgenden Seiten. Bei Interesse an Führungen nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
Vom Feldlager zur Provinzhauptstadt
Im Jahr 13/12 v. Chr. legt Nero Claudius Drusus ein großes Lager (castrum) auf dem heutigen Kästrich an. Zwei Legionen, über 12.000 Mann, sind hier stationiert. Die Anhöhe am Zusammenfluss von Rhein und Main ist ein strategisch wichtiger Ort als Basis für die Feldzüge im rechtsrheinischen Germanien. Der Name Mogontiacum verweist vermutlich auf den keltischen Licht- bzw. Sonnengott Mogon.
Rund um das Lager entsteht eine zivile Siedlung, aus der sich im Verlauf des 1. Jahrhunderts nach Christus eine Stadt entwickelt. Auch wenn die Eroberung Germaniens scheitert, bleibt Mogontiacum ein militärisch bedeutender Außenposten des Römischen Reichs.
Mogontiacum wird ab 85 n. Chr. Hauptstadt der Provinz Obergermanien „Germania superior“, die von Koblenz bis zum Genfer See reicht und Gebiete links und rechts des Rheins umfasst. Ab Ende des 1. Jahrhunderts ist nur noch die XXII. Legion in Mogontiacum stationiert.
In Mogontiacum finden seit dem 1. Jahrhundert jedes Jahr bedeutende Feierlichkeiten zu Ehren des Stadtgründers Drusus statt. Zu den imposanten Paraden am Drususstein und weiteren Veranstaltungen reisen Repräsentanten aus ganz Gallien an. Vermutlich wurde auch das römische Theater in Mainz in diesem Kontext errichtet. Mit Rängen für bis zu 15.000 Zuschauern konnten hier imposante Militärparaden und Gedenkfeiern abgehalten werden, die in ihrer Größenordnung heutigen Stadionkonzerten in nichts nachstehen.
Der Untergang des römischen Theaters
Um 370 n. Chr. kommt es immer wieder zu Angriffen auf Mogontiacum. Um 450 n. Chr. bricht die römische Herrschaft am Rhein schließlich zusammen. Das Theater dient danach nur noch als Rohstoffquelle für andere Bauwerke. Durch diesen Steinraub verfällt das Theater immer mehr, nur die stabilen Gewölbe überdauern noch einige Jahrhunderte und dienen als Lagerräume und Begräbnisstätte.
Ab 1660 werden massive Festungsanlagen um Mainz errichtet. Für den Bau der Bastion Albani dient ein Teil der Grundmauern noch als Fundament. Um Angreifern keine Deckung zu bieten, werden die übrigen Reste des Theaters eingeebnet. In der Erde verschüttet können sie die Zeit überdauern. Das einst so prächtige Bauwerk aber wird so für lange Zeit vergessen.