Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Bastionen und Kurtinen um Mainz

Der Jakobsberg bildet den Schlüsselpunkt der Mainzer Stadtbefestigung.

1329 wird dafür die strategisch wichtige Lage des Klosters zum ersten Mal gesichert. Dafür wird unter anderem ein Graben auf der Süd- und Westseite eingezogen, der bis heute sichtbar ist. Der Hügel wird mit einer Landwehr umgeben und das Jakobskloster erhält eine Mauerbefestigung, die mit einer brückenartigen Stichmauer an die eigentliche Stadtmauer angeschlossen ist.

Zu Beginn der Neuzeit halten die mittelalterlichen Stadtmauern dem Beschuss mit Kanonen nicht mehr stand; deshalb legt man ab 1620 auf dem Jakobsberg eine starke Festungsanlage an: Die Schweikhardsburg, benannt nach dem damaligen Kurfürsten. Die Befestigung wurde mit einem halbkreisförmigen System aus spitz zulaufenden Bastionen umgeben, die auch das Kloster umschließen. Durch die spitze Form der Bastionen können Angreifer immer von drei Seiten unter Beschuss genommen werden. Die bis zu acht Meter hohen angeschrägten Mauern mit dahinterliegendem Erdwall liegen jeweils vor der Stadtmauer.

Ab 1655 wird die ältere Festung zu der bis heute bestehenden Zitadelle umgeformt. Dabei werden wesentliche Teile in den Neubau übernommen, so etwa das Südwesttor in den Graben und Partien der Wallanlagen. Diese Wallanlagen werden mit einer massiven Außenmauer befestigt (revettiert), die bis heute erhalten ist. In den zackenartig angelegten Bastionen gibt es teilweise sehr aufwendig angelegte unterirdische Verteidigungsgänge. In den Bastionen Drusus, Tacitus und Alarm sind sie noch heute vorhanden.

Da die Geschütze eine immer größere Reichweite erlangen, wird die Befestigung ab 1710 durch barocke Außenforts verstärkt.

Trotz der starken Befestigung konnte die Stadt samt Zitadelle in den Revolutionskriegen von französischen Truppen erobert werden. Bei diesen Kämpfen wurde schließlich auch das ehrwürdige Jakobskloster innerhalb der Zitadelle zerstört.

Im 19. Jahrhundert dient die Anlage dann als zentraler Baustein der Bundesfestung Mainz. Nach Gründung des preußisch-deutschen Kaiserreichs 1871 wurde die Festung ein letztes Mal ausgebaut und erhielt Geschützstände (Traversen) auf den Wällen.

Bastionen um Mainz
1 Bastion Nikolaus am heutigen Winterhafen
2 Bastion Katharina
3 Bastion Albani über den Ruinen des Römischen Theaters

Bastionen der Zitadelle
4
Germanicus
5 Drusus
6 Tacitus
7 Alarm
8 Bastion Johann
9 Bastion Philipp
10 Gautor

Ein spannender Gang – die Escarpengalerie

Hinter den ca. drei Meter dicken Außenmauern der Bastionen verläuft ein unterirdischer Gang, die Escarpengalerie. Auch in der Bastion Albani weist dieser Gang regelmäßig wiederkehrende Schlitze nach außen auf, die aber nicht durch die gesamte Außenmauer hindurchreichen. Diese Druckwellenunterbrecher sind eine interessante ingenieurtechnische Leistung: Sie verhindern, dass die Escarpenmauer bei Beschuss aufreißt. Selbst wenn ein Riss entsteht, bleibt der Schaden auf das Segment zwischen zwei Schlitzen begrenzt. Die noch vorhandenen Escarpengalerien dienen im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzräume (LSR).


Diese Themen könnten Sie auch interessieren

Zeichnung der Zitadellenanlage in Mainz und ihrer Umgebung.
Zeitreise Zitadelle

Vom Kloster zur Festung zum Kriegsgefangenenlager zur Kulturstätte. Gehen Sie hier mit auf Zeitreise der bewegten Geschichte der Zitadelle Mainz.

Ökosystem Zitadelle

Es kreucht und fleucht zwischen historischen Mauern. Heute steht die Zitadelle Mainz auch für eine gelungene Symbiose aus Natur- und Denkmalschutz. Hier erfahren Sie mehr darüber.

Sanierung Zitadelle

Nicht nur historisch sind die alten Festungsmauern von unschätzbarem Wert. Auch schützenswerte Flora und Fauna hat sich hier angesiedelt. Erfahren Sie mehr über die spannende Herausforderung, Denkmal- und Artenschutz gerecht zu werden.